Sonntag, 20. April 2025

„Gratulation? Ich kann doch nichts dafür!“

Wolfgang Schaller wird heute 85. Ohne ihn und seine Texte wäre die Herkuleskeule heute sicher nicht das, was sie ist: Eines der besten Kabaretts längst nicht mehr nur im Osten des Landes.

Wolfgang Schaller, der große alte Mann des deutschen Kabaretts, wird 85. Großer alter Mann - darf man das eigentlich noch sagen? Egal! Er ist der große alte Mann der politischen Satire und die Dresdner Herkuleskeule, eines der renommiertesten und wichtigsten Kabaretts im Osten Deutschlands, wäre ohne ihn wohl nicht denkbar! Denn ein weiser alter Mann ist Wolfgang Schaller - geboren 1940 in Görlitz - noch dazu. Ein weißer zwar auch. Aber „weißer alter Mann“ ist ja heute eher ein Schimpfwort als eine Beschreibung, würde er an dieser Stelle vielleicht einwerfen ... Ja, mit Sprache kann er schließlich umgehen; immerhin ist Wolfgang Schaller studierter Deutschlehrer. Dass er es nicht geblieben ist, sondern stattdessen 1970 nach Dresden an die Herkuleskeule kam und seither Kabarettstücke schreibt, ist dabei Manfred Schubert zu verdanken. Dem Gründer der Herkuleskeule. Der war in eines der zahlreichen politischen Fettnäpfchen getreten, die die DDR-Oberen bekanntlich überall platziert hatten – und so musste er für ein halbes Jahr zur politischen Schulung. Für diese Zeit holte Schubert dann also Wolfgang Schaller aus Görlitz nach Dresden. „Aus diesem halben Jahr sind nun 55 geworden“, erzählt Wolfgang Schaller mit einem spitzbübischen Schmunzeln. Es ist eine von vielen spannenden Anekdoten, die er erzählen kann. Geworden sind es seit 1970 zudem gut 60 abendfüllende Kabarettprogramme. Mit mutigen, meinungsstarken Texten. Allerdings ohne, Meinungen vorzugeben, unterstreicht er. „Ich kann meine Meinung nämlich manchmal selbst nicht leiden, sie macht mir immer nur Ärger ...“ Nicht zuletzt beim Thema Krieg und Frieden. Aber ungeachtet dessen macht Wolfgang Schaller deutlich: „Lieber einen Monat erfolglos verhandeln, als einen Tag schießen!“ Das ist und bleibt sein fester Standpunkt - auch, wenn er mitunter verschmitzt anmerkt, dass Standpunkte heute eher beweglich sind und damit quasi zum G(eh)-Punkt werden.

Etliche der erwähnten Programme schrieb Wolfgang Schaller dabei gemeinsam mit seinem genialen Autoren-Partner Peter Ensikat. Zu DDR-Zeiten wurden ihre Stücke in beinahe jedem Theater der Republik gespielt. Aber auch nach der Wende - und damit nun im Westen - hat der Ostdeutsche Schaller noch immer eine Menge zu sagen. Die Politik versuche ihn auch heute noch mundtot zu machen, mit Auszeichnungen zum Beispiel, sagt er witzelnd.  Auf den „Stern der Satire“ ist Wolfgang Schaller trotzdem stolz, den er 2009 vom damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier überreicht bekommen hatte.

Schnee von gestern ... Aber: „Wenn der Schnee schmilzt, kommt die Kacke zum Vorschein!“ Auch das einer dieser hintersinnigen Sprüche aus seinen Programmen, mit denen er noch heute für volle Säle sorgt. Und so will er noch eine Menge Schnee schmelzen lassen. 85 ist ja eigentlich nur eine Zahl, sagt er. Trotzdem von uns allen: Herzlichen Glückwunsch!!!

Wolfgang Schaller - das Urgestein der Herkuleskeule Dresden wird am heutigen 20. April 85 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch! Foto: Robert Jentzsch

Eh ichs vergesse

Das gefeierte Kultprogramm von und mit Wolfgang Schaller und mit Birgit Schaller

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Programm Details